Raus aus dem Tief: Bei Hagedorn kocht der Chef jetzt selbst

Der Begriff Familienbetrieb trifft auf den traditionsreichen, im Jahr 1906 gegründeten Gasthof Hagedorn aktuell mehr denn je zu. Zusammen mit seiner Frau Stefanie und seinen zwei Söhnen sorgt Inhaber Klaus Hagedorn dafür, dass die Gäste von donnerstags bis sonntags Genüsse, Gastlichkeit und auch die ersten Veranstaltungen in seinem Haus erleben können.

Hamm – „Natürlich haben wir noch nicht die Auslastung wie vor der Corona-Pandemie“, erklärt Hagedorn. Die Geschäftsleute hielten sich beim Mittagstisch noch sehr zurück und aufgrund der geringeren Auslastung habe man nun die Öffnungszeiten entsprechend angepasst. Zudem habe man während der Pandemie einige Mitarbeiter verloren. „Gerade im Servicebereich haben sich einige unserer Mitarbeiter inzwischen andere Tätigkeiten gesucht“, so der Gastronom.

Die Aushilfen auf 450-Euro-Basis hatten das Angebot der Kurzarbeit nicht nutzen können, seien aber auf ein zusätzliches Einkommen angewiesen gewesen. So habe er völliges Verständnis, wenn sie sich nun, etwa im Einzelhandel, etwas Neues gesucht haben, sagt Hagedorn. Daher helfen derzeit die Söhne aus. „Meine Jungs sind beruflich in der Veranstaltungsbranche und haben daher Zeit“, sagt der Gastronom. Sie seien mit dem Gasthof groß geworden und wüssten daher, worauf es ankomme.

An den Öffnungstagen wird à la carte gekocht. Besonderer Beliebtheit erfreuen sich aktuell die Glashäuser im Innenhof. Mit ihrer Hilfe hatte Klaus Hagedorn ein besonderes Ambiente mit größtmöglicher Sicherheit kombinieren wollen: „In jedes der drei Glashäuser passen vier Gäste, die dort mit der liebevollen Gestaltung und voller Rundumsicht eine besondere Atmosphäre genießen“, so Hagedorn. Leider sei nach ihrer Errichtung direkt der zweite Lockdown gekommen (WA berichtete), doch nun entwickelten sie sich zum Trend.

Inzwischen laufen sogar wieder die ersten Veranstaltungen, unter Beachtung sämtlicher Sicherheitsregeln, hervorragend an. Im Rahmen der Veranstaltungsreihe „Jazz im Haus an der Geinegge“ trat Ende Juni das Duo Marco Arndt & Dominik Korte vor einem begeisterten Publikum auf. Und Mitte Juli führten Julian Sokolowski und André Kollas, die sich mit dem großen Festival „Welcome to my Garden“ einen Namen gemacht haben, unter dem Titel „Dinner to my Garden“ ein Event bei Hagedorn durch. „Die rund 80 Gäste waren restlos begeistert“, sagt Hagedorn.

Gutes Essen und ebensolche Musik sorgten bei schönem Wetter für eine anregende Urlaubs-Atmosphäre. „Es ist schön zu sehen, wie gerne die Menschen wieder genießen und wie diszipliniert sie dabei sind“, freut sich der Gastronom.

Aufgrund der ansteigenden Besucherzahlen gewinnt nun aber noch eine weitere Personalsuche an Bedeutung: Hagedorn sucht derzeit einen Koch. „Das hat in diesem Fall aber nichts mit Corona zu tun“, klärt der Chef auf. Der Hintergrund: Die bisherige Köchin sei in den Mutterschutz gegangen. Bis eine neue Fachkraft gefunden ist, kocht der Chef nun erstmal selbst.