Aufwärtstrend hart gestoppt: Hammer Gastronomen arbeiten sich durch die Krise

Hamm – „Wir sind seit 1906 als Familienunternehmen am Markt und wir haben immer selbst agiert, statt nur zu reagieren“, sagt der sportliche Gastronom Hagedorn. Doch nun, mit dem Eintritt der zweiten Welle, sei der Aufwärtstrend nach dem Lockdown wieder zunichtegemacht.

„Dabei hatte seit Mai alles so gut geklappt“, sagt der Wirt. Die Kunden seien erfreut gewesen, wieder bei ihnen am Bockumer Weg 280 einkehren zu können. Alle hätten sich auch diszipliniert in die Listen eingetragen, die Hände desinfiziert und beim Tragen der Mund-Nasen-Maske verlässlich gezeigt. „Wir sind jetzt an einem Punkt, an dem wir immer nur reagieren und die neuesten Regeln erwarten“, so Hagedorn. Vor wenigen Wochen hatten er und seine Familie sich sogar auf ein erstes Konzert eingelassen. „Da spielten dann zwei Bands im Innenhof, die rund 90 Besucher mussten an den Tischen sitzen, aber alle waren glücklich“, erinnert sich Hagedorn. Inzwischen wirken solche Veranstaltungen jedoch wieder ganz weit weg.

Natürlich sei im großen Gasthof sowie dem dazugehörigen Haus an der Geinegge genügend Platz, doch merke er die wachsende Sorge der Menschen. „Viele eigentlich durchführbare Veranstaltungen werden abgesagt, und auch Geschäftsleute kommen wesentlich seltener zur Mittagszeit“, sagt der Wirt. Dabei hätten er und auch seine Mitstreiter von den „Hammer Tafelfreuden“ von Anfang an Verständnis für die Sicherheitsauflagen gehabt. „Natürlich geht die Gesundheit immer vor“, so Hagedorn. Doch auch wenn die Möglichkeiten für Feiern nach Anmeldung im Haus an der Geinegge, durch die eigenen Sanitäranlagen, den eigenen Tresen und genügend Platz, vollkommen möglich seien, so spüre er starke Zurückhaltung.
Corona-Zahlen stoppen Gastronomen: Sorgen plötzlich wieder da

Seinem Kollegen Saha Durmisevic, der das Restaurant „Deutsches Haus“ am Waterkamp 37 führt, geht es genauso: „Die Folgen bei uns sind wie überall in der Branche. Mit einem Schlag sind die Sorgen wieder da“, so der Gastronom. Seine Stammgäste kämen auch jetzt fleißig und stärkten ihm den Rücken. Durch die zwei Räume, in denen normalerweise bis zu 40 Personen Platz fänden, könne er auch gut kleinere Gesellschaften unterbringen. Doch nun sei auch das Biergarten-Wetter vorbei und die Unsicherheit bewirke, dass vermutlich auch das bevorstehende Weihnachtsgeschäft ausbleibe. „Wir haben momentan vielleicht 40 Prozent vom Vorjahresgeschäft“, so Durmisevic. Nun hofften alle, dass gegen die Corona-Seuche bald ein Mittel gefunden werde.

Peter Dickie, Inhaber des Jägerhofs an der Barsener Straße 39, vermisst vor allem die Gesellschaften und Klubs: „Unser ältester Verein im Haus ist ein Kegelklub, der rund 65 Jahre alt ist“, so Dickie. Dessen Mitglieder seien, wie die der meisten Klubs, im höheren Alter und daher besonders gefährdet. Zudem sei die Begrenzung auf fünf Personen pro Kegelbahn hinderlich, da die meisten Vereine zehn bis zwölf Mitglieder hätten. Aber auch bei anderen Veranstaltungen, von Geburtstagsfeiern über Firmenjubiläen bis zum Beerdigungs-Kaffeetrinken, sei alles rückläufig. Die Menschen seien so verunsichert, auch wegen der wechselnden Vorschriften, dass das gesellige Miteinander derzeit komplett vorbei sei. Die stetig wachsenden Zahlen quer durch die Republik zeigten ja zudem, dass nicht alles von der Hammer Hochzeit stammen könne.